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Beitrag vom 02.12.2010
informationszentrum 3. welt, iz3w - Kampagne Corpus Delicti
AVIVA-Redaktion
Der Verletzung der Rechte auf reproduktive Gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung könnten betroffene Frauen wirksamer entgegentreten, wenn das Zusatzprotokoll des Internationalen Paktes über ...
... soziale, ökonomische und kulturelle Menschenrechte aus dem Jahre 2008 ratifiziert werden würde. Deutschland hat das Protokoll bis heute nicht unterschrieben.
Anlässlich des "Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen" am 25. November machte das informationszentrum 3. welt (iz3w)) mit der Kampagne "Corpus Delicti" auf das Recht auf reproduktive Gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung aufmerksam.
Bislang wurde das Zusatzprotokoll von 35 Staaten unterzeichnet und von drei Staaten ratifiziert (Stand November 2010). Das Zusatzprotokoll tritt drei Monate nach der Hinterlegung der zehnten Ratifizierungsurkunde in Kraft. Es ermöglicht eine Individualbeschwerde und Untersuchungsverfahren.
Um auf die Dringlichkeit der Ratifizierung nachdrücklich hinzuweisen, informiert die AG Bildung im iz3w auf der Website www.frauen-rechte-gesundheit.org mit Artikeln und Interviews sowie einer Service-Seite mit Fachliteratur und Links über Formen der Verletzung des Rechtes auf reproduktive und sexuelle Gesundheit.
Zugleich machen die Initiatorinnen mit der Kampagne "Corpus Delicti – umkämpftes Recht auf Gesundheit" auf Organisationen und Initiativen aufmerksam, die sich für die Rechte von Frauen weltweit engagieren. Der aktuelle Themenschwerpunkt der Zeitschrift iz3w 321 bietet fundierte Hintergrundinformationen über nord-südpolitische Zusammenhänge des umkämpften Feldes reproduktiver und sexueller Gesundheit (www.iz3w.org).
Der Projekttag "Repro…was?" lädt Schulen und Jugendgruppen ein, Dimensionen des Rechtes auf reproduktive Gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung zu diskutieren und solidarisch zu handeln.
Gewaltförmige Übergriffe und Angriffe auf Frauen, auf ihre Körper, ihre Gesundheit wie Persönlichkeit finden weltweit und tagtäglich statt. Phänomene wie Häusliche Gewalt, Genitalverstümmelung, sexualisierte Kriegsgewalt oder illegalisierte Abtreibungen zeugen von einer anhaltenden Missachtung und Verletzung von Frauenrechten. Viele dieser gewaltförmigen Übergriffe sind eng mit patriarchalen Machtstrukturen, mit sozialen Normen oder religiösen Wertvorstellungen verknüpft. Daher setzten sich Frauenrechtsorganisationen am 25. November auf der ganzen Welt mit vielfältigen Aktionen und Kampagnen für die Stärkung von Frauenrechten ein.
Hintergrund des internationalen Gedenktages:
Am 25. November 1960 wurden die drei Widerstandskämpferinnen Minerva, Patria und Maria Teresa Mirabel durch den militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik ermordet. 1982 schlug der erste feministische Kongress auf dem lateinamerikanischen Kontinent den Todestag der "Hermanas Mirabel" als internationalen Gedenktag vor. Von den Vereinten Nationen wurde er im Jahr 1999 als offizieller Gedenktag anerkannt. Seitdem wird am 25. November, in Erinnerung an die drei Schwestern, die sich gegen den Diktator Rafael Trujilo zur Wehr setzten, der "Internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen" begangen.
Zu Formen physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen gehört heute auch die in Deutschland praktizierte Wiederherstellung des Jungfernhäutchens, oder die Genitalverstümmelung von Schulmädchen während der Ferien in ihren Heimatländern. Aus Angst vor der drohenden Abschiebung sprechen MigrantInnen nicht über ihre Gewalterfahrungen und bleiben mit ihren Traumata allein.
In so genannten "Partnerländern", in denen das Bundesministerium für Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung Gesundheitsprojekte finanziert, tragen unsichere Abtreibungen infolge restriktiver Abtreibungsgesetzgebungen zum Tod vieler Frauen bei.
Im Kontext internationaler Zusammenarbeit und mit Blick auf das Millenniumsentwicklungsziel "Senkung der Müttersterblichkeit" könnte eine Legalisierung der restriktiven Abtreibungsgesetzgebung dem Tod vieler Frauen entgegenwirken. Genderspezifische Gewalt im Zusammenhang von Krieg und kriegerischer Gewalt wird noch immer nicht angemessen aufgearbeitet, solange Frauen nicht als gleichberechtigte Akteurinnen bei Friedensverhandlungen anerkannt werden.
Bis zur Internationalen Frauenkonferenz im März 2011 informiert die "AG Bildung im iz3w" über Aktionen und Aspekte der Gewalt gegen Frauen und über Initiativen zur Beseitigung frauenspezifischer Gewalt.
Kontakt: Martina Backes und Katrin Dietrich
AG Bildung im informationszentrum 3. welt – iz3w
Kronenstraße 16a
79100 Freiburg
www.iz3w.org
Fon: 0761 - 74003
E-Mail: bildung@iz3w.org
Weitere Informationen finden Sie unter: www.frauen-rechte-gesundheit.org
Factsheet zu reproduktiven und sexuellen Rechten als PDF: www.frauen-rechte-gesundheit.org/corpus/Gesundheitsrechte
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